Silber hinter der Vizeweltmeisterin
Eigentlich sollte es nur ein Formtest für Jessica Steiger sein – doch dann überraschte die 22-jährige Gladbeckerin beim internationalen Meeting in Aachen und konnte bei namhafter Konkurrenz drei medaillen bejubeln.
„Es ging darum, mal einen Eindruck zu bekommen, wie Jessica aktuell so drauf ist“, sagte Jessica Steigers Trainer Harry Schulz nach dem Wettkampf in Aachen. „Sie hatte zwar am Donnerstag ein hartes Trainingsprogramm, Krafttraining und zehn Kilometer Schwimmstrecke, aber es ging auch darum, Wettkampfhärte aufzubauen“, so Schulz. Unter diesen Voraussetzungen ist Jessica Steigers Leistung noch beeidruckender: Die Schwimmerin des VfL Gladbeck konnte in Aachen bei namhafter internationaler Konkurrenz zwei Silber- und eine Bronzemedaille bejubeln.
Die geforderte Wettkampfhärte bewies die 22-Jährige ohne Frage und schwamm gleich bei ihrem ersten Start über 50 Meter Schmetterling als Vierte ins am Abend stattfindende Finale. Kurze Zeit später kletterte sie für 200 Meter Brust auf die Blöcke, verpasste aber das Finale um eine Hundertstelsekunde. „Das tat kurz nach 50 Metern Schmetterling richtig weh“, so Steiger.
Holländische Übermacht
Doch keine Pause, es ging Start auf Start: Nach einer sehr guten Zeit über 50 Meter Freistil fehlte ihr am Ende erneut nur ein Hauch zur Finalqualifikation. „Es ist manchmal aber auch verhext“, ärgerte sich die Schwimmerin – war aber nicht zu enttäuscht. Schließlich stand ja am Abend noch ihr Finale auf dem Programm.
Bei sechs Finalteilnehmerinnen sah sich Jessica Steiger einer holländischen Übermacht von fünf Oranjes gegenüber. Bei der 25-Meter-Wende lag Steiger noch ein Stück zurück, schwamm aber in einem unwiderstehlichen Schlussspurt in persönlicher Bestzeit und Bezirksrekord auf den Bronzerang. „Das war wirklich klasse“, jubelte Trainerin und Mutter Sandra Steiger.
Neben der Vizeweltmeisterin
Tags darauf stand mit 200 Meter Lagen, 100 und 200 Meter Freistil sowie 100 Meter Schmetterling ein hartes Programm an. Nach den 100 Metern Freistil urteilte Trainer Schulz, nichts ahnend, was noch kommen würde: „Zu diesem Zeitpunkt eine wahrlich gute Zeit für Jessica.“
Über 100 Meter Schmetterling platzte dann der Knoten. In 1:00,93 Minuten qualifizierte sich Jessica Steiger als Dritte für das Finale am Nachmittag. Kurz darauf musste sie wieder ins Becken, 200 Meter Lagen – direkt neben ihr Vizeweltmeisterin Femke Heemskerk. „Das hat wirklich motiviert“, so Steiger. Heemskerk schwamm neuen Landesrekord, als Zweite schlug die Gladbeckerin an – Finale. Über die unmittelbar folgenden 200 Meter Freistil zollte die VfL-Schwimmerin dann doch ein wenig dem harten Programm Tribut und landete auf Rang zehn. Nachmittags ging es in die Finals auf 100 Meter Schmetterling und 200 Meter Lagen.
Zwischen beiden Strecken lagen abermals nur wenige Minuten. Erneut als einzige deutsche Starterin sah sie sich über 100 Meter Schmetterling der holländischen Elite gegenüber. „Die Schmetterlingsstrecke sah bei Jessica klasse aus, die Zeit auch“, so Sandra Steiger. 00:59,97 Minuten bedeuteten nicht nur neue Bestzeit und Bezirksrekord (verbessert um mehr als eine halbe Sekunde), sondern auch zum allerersten Mal eine Zeit von unter einer Minute. Belohnt wurde sie dafür mit silbernem Edelmetall. „Ich freue riesig mich über das Durchbrechen dieser Schallmauer“, war Jessica Steiger glücklich.
Minuten später kletterte sie erneut im Finale über 200m Lagen auf den Block. Diesmal hieß es zwei Deutsche gegen vier Niederländerinnen. Gold ging wie schon im Vorlauf an die Niederlande. Steigers Zeit von 2:14,02 Minuten wurde erneut mit Silber belohnt.
Die drei Trainer Harry Schulz, Sandra Steiger und Waldemar Götze waren mächtig stolz auf ihren Schützling: „Es war ein so nicht erwarteter, hervorragender Wettkampf. Aber nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Es geht direkt wieder ins Training“.
Quelle: WAZ