Startschuss 2018 fällt für Jessica Steiger in Luxemburg
Olympia 2020 in Tokio ist das Fernziel für die VfL-Schwimmerin. Bis dahin wartet eine Menge Arbeit – zum Beispiel die EM-Qualifikation 2018.
Eine zusätzliche freie Woche – das war eines von Jessica Steigers Weihnachtsgeschenken. Nach der Kurzbahn-Europameisterschaft in Kopenhagen Mitte Dezember nahm sie noch an einigen Test des Deutschen Schwimm-Verbands teil, bekam danach eine Woche zusätzlich frei. Schon danach begann aber die Vorbereitung auf die Saison 2018, die am heutigen Freitag mit dem Euro-Meet in Luxemburg beginnt. Doch schon vor dem ersten Start durfte Steiger den ersten Erfolg feiern.
Frau Steiger, herzlichen Glückwunsch zur Nominierung in den Olympia-Perspektivkader! Wie erfährt man von so einer Nominierung? Ruft der Bundestrainer an?
Nein, ich habe es in dem Fall erst von einer Freundin erfahren, die mir gratuliert hat. Aber ich wusste schon seit einigen Wochen, dass der Deutsche Schwimm-Verband mich für den Perspektivkader vorgeschlagen hatte – nur musste der Deutsche Olympische Sportbund das noch bestätigen. Das ist jetzt passiert und darüber bin ich super glücklich.
Was bedeutet dieses Label „Perspektivkader“ konkret? Beeinflusst das die Trainingsarbeit?
Zunächst einmal heißt das ganz einfach, dass der DSV bei mir eine Perspektive sieht, an den Spielen 2020 in Tokio teilzunehmen. Das geht einher mit einer finanziellen Förderung. Wie hoch die ist, weiß ich nicht genau. Aber selbst 200 oder 300 Euro, was sich vielleicht ersteinmal wenig anhört, hilft schon richtig weiter. Auch bei Trainingsmaßnahmen unterstützt mich der DSV und der Verband kann mich auf internationale Wettbewerbe mitnehmen. Zum Beispiel jetzt in Luxemburg stehe ich im DSV-Kader – dann trägt der Verband die Kosten und nicht mehr mein Verein.
Kurz gesagt: Sie werden bei der Vorbereitung unterstützt.
Genau. Und endlich auch ein bisschen Förderung zu erhalten, das tut schon richtig gut.
Am Wochenende steht für Sie der erste Start des Jahres in Luxemburg an. Das ist dazu für alle Deutschen die erste Chance, die Normen für die Europameisterschaft zu knacken. Wie gehen Sie an den Wettkampf heran?
Ich habe mich nicht speziell auf Luxemburg vorbereitet, sondern schwimme aus dem vollen Training heraus. Ich habe in diesem Jahr langsam angefangen, habe viel Ausdauer trainiert, auch etwas Kraft. Dabei war ich zuletzt mit meiner Schulterverletzung aber etwas gehandicappt.
Wie schwer beeinträchtigt Sie diese Verletzung?
Beim Schwimmen merke ich sie, aber das Training kann ich weiter machen. Nur beim Krafttraining bin ich eingeschränkt. Das sollte sich aber schnell lösen lassen.
Im August steht die Europameisterschaft in Glasgow an – das ist der Jahreshöhepunkt. Wie ist ihr Zeitplan bis dahin?
Am 21. Februar werde ich noch einmal ins Höhentrainingslager fahren, Ende März geht es noch einmal eine Woche nach Zypern, etwas Sonne tanken – und von da direkt nach Stockholm. Die Swim Open dort sind mein Hauptwettkampf in der EM-Vorbereitung. Ich hoffe, da meine Topleistung zu bringen – und dann zur Europameisterschaft zu fahren.
Wie groß sehen Sie Ihre Chance, sich tatsächlich für die Europameisterschaft zu qualifizieren?
Ich habe zwei Chancen, mich für die EM zu qualifizieren: Entweder ich knacke die Norm über 200 Meter Brust – oder ich bin die schnellste über 100 Meter Brust, dann werde ich für die Staffel nominiert.
Die Einzelnormen sind wie schon im letzten Jahr sehr hart.
Ja, ich müsste 2,5 Sekunden schneller schwimmen als bei meinem Deutschen Rekord. Das scheint in dieser Saison ehrlich gesagt nicht realistisch. Wenn ich die 2:25,00 Minuten aber noch einmal verbessern könnte würde ich mich freuen. Damit liege ich unter den besten acht in Europa, das heißt bei einer EM wäre ich theoretisch im Finale – aber ich muss mich eben ersteinmal qualifizieren. Deshalb hoffe ich eher, es über die 100 Meter zu schaffen.
Unterscheidet sich die Vorbereitung, ob man auf 100 Meter oder 200 Meter Brust trainiert?
Ja, schon ein bisschen. Auf der 200-Meter-Strecke kommt es mehr aufs Gleiten an. Bei 100 Metern ist die Frequenz höher, da braucht man mehr Kraft. So eine hohe Frequenz umzusetzen, das war bisher immer mein Manko. Ich arbeite daran, aber es ist nicht einfach.
Und was passiert, wenn Sie es nicht zur EM schaffen? Haben Sie einen Plan B oder beschäftigen Sie sich nicht mit dieser Möglichkeit?
Natürlich, auch die Option muss ich erwägen. Ich würde mich auf die Deutsche Meisterschaft im Juli vorbereiten – aber ich wäre sehr traurig, nicht zur EM zu dürfen.
Philipp Ziser
Quelle: waz.de/Foto: Jo Kleindl Eibner-Pressefoto